JOIDES Resolution vor San Diego, 1.2.2002, 10.30




1. Bericht
Ihr Lieben,

zwei Stunden, nachdem wir in See gestochen sind, ein Bericht über die Anreise und die ersten Tage an Bord.

Der Beginn der Reise war mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Ein Fuchs sprang vor den Luftibus, der mich am 29.1.um 4:15 zum Flughafen brachte. Dort wurden wir zwar pünktlich zu unserem Flug aufgerufen, mussten dann aber wieder aus dem Bus in die Wartehalle. Aus irgendeinem Grund ließ sich nämlich das Flugzeug nicht betanken. Als das dann nach einer halben Stunde doch geschafft war, bekamen wir von den Fluglotsen keine Starterlaubnis, da über Amsterdam kein Platz im Luftraum war. Erst um 8:30 h statt 6:40 h ging es dann los. Allerdings hatte die Propellermaschine (Cityflyer der Britsh Airways) arg mit 190 km/h Gegenwind zu kämpfen, was den Flug deutlich verlängerte. So hatte ich in London keine Zeit mehr, etwa im Duty-Free-Shop noch etwas zu kaufen, sondern musste sehen, dass ich zu meinem Anschlussflug kam. Der war nun wiederum sehr angenehm und kam pünktlich an. Da ich ein neues Hufeisen-Kissen für den Nacken hatte und nicht alle Plätze ausgebucht waren, konnte ich sogar fast eine Stunde schlafen.

In San Diego war es windig und überraschend kühl, später gab es sogar einige Tropfen Regen. Ich bin ohne Probleme durch Pass- und Zollkontrolle gekommen (Koffer geröntgt!) habe mir ein Taxi genommen und bin zu Pier 4 an Terminal der 10ten Avenue gefahren, wo die JOIDES Resolution lag. Ich hatte sie bereits aus dem Flugzeug gesehen. Am nächsten Tag stellt sich dann heraus, dass auch die vier Exkursions-Kisten auf dem Schiff waren. Immer wieder erstaunlich, dass das klappt. Nur eine Kiste eines japanischen Mitfahrers ist in Alaska beim Zoll geblieben.

Das Schiff ist beeindruckend mit dem 63 m hohen Turm und all der Bohrtechnik. Gemütlich ist es in keiner Weise. Trotzdem sind alle wohlgelaunt und konzentriert. Ich schlafe über John Parkes. Außerdem sind Kai Hinrichs und Tim Ferdelman in unserer fensterlosen Kabine untergebracht. Jeder hat ein kleinen Schrank. Es gibt einen Stuhl, einen Mini-Schreibtisch, vor allem aber einen riesigen Lüfter, der heftig und laut Frischluft in die Kabine befördert. In der ersten Nacht konnte ich trotz Übermüdung kaum schlafen weil der Wind durch den Vorhang vor meinem Bett zog. Inzwischen habe ich den Lüfter an meiner Seite zugestopft. Während der demnächst anlaufenden Zwölf-Stunden-Schichten werden immer nur zwei schlafen, so dass es nicht zu eng wird. Ich werde in der Schicht von Mitternacht bis zwölf Uhr mittags arbeiten.

Zu essen gibt es reichlich und gut. Wegen der Schichten kann man viermal am Tag Frühstück, Mittagessen und Abendessen haben, je 6 und zwölf Uhr morgens und abends. Zum Glück erwarten wir nach etwa der Hälfte der Fahrt Besuch von einem anderen Schiff, das Leute, Gerät und frische Lebensmittel bringen soll.

Obwohl wir noch im Hafen lagen, gab es zahlreiche Meetings, auf denen die verschiedensten Dinge organisiert wurden. Die Labors wurden verteilt, Probenahmen geplant etc. Natürlich haben wir auch schon eine Sicherheitsübung hinter uns.

Bei der Zuteilung der Proben gab es doch einige Probleme, da sich die Interessen gerade bei den molekularbiologischen Fragestellungen oft ähneln oder decken. Dazu kommen noch Anfragen von Leuten an Land. Die meisten Sachen lassen sich aber aufteilen, oder als gezielte Vergleiche sinnvoll planen.

Ich habe erklärt, dass alle anderen gerne Sulfatreduzierer isolieren dürfen, da wir doch andere Medien haben. Dafür habe ich Bo Joergensen versprochen, doch noch einige Ansätze vergleichsweise mit Lactat und Acetat zu machen. Außerdem könnte es bei den Temperaturen doch noch weiter runter gehen. Es sind mehr Standorte bei 4 °C, als ich zuvor bedacht hatte. Zur Probenahme hatte ich die Verwendung eines 'Master-Slurries' vorgeschlagen, was auf Zustimmung traf. Der Prototyp der Verteilerflasche ist bereits hergestellt. Morgen sollen dann genauere Probenahmepläne erstellt werden, die die Interesse aller berücksichtigen.

Das Labor ist recht gut ausgestattet. es wird kein Problem, Medien zu kochen. Ich arbeite neben der Glovebox, wo ich einen Tisch und einen Schreibtisch mit Netzanschluss habe. 'Netz' meint natürlich nur Schiffsnetz und nicht etwa Internetanschluss. E-mails werden von hier bis zu viermal verschickt und abgeholt, allerdings nur solche von weniger als 20 kb Größe und ohne Attachments. Bilder zu sehen gibt es deshalb bis auf einige auf der Internetseite des ODP-Programms erst später.

Immerhin haben wir es am ersten Abend noch geschafft, in die Stadt zu gehen und in einen 'irischen Pub' zwei Bier (die letzten für die nächsten zwei Monate) zu trinken. Am Mittwochabend blieb dazu keine Zeit mehr. Allerdings war ich nachmittags in der Stadt, habe aus einem Internet-Cafe e-mails versandt, weil das vom Schiff aus noch nicht ging und mich mit unseren entfernt Verwandten aus San Diego (Tanya Schierling und Steve) für den nächsten Tag verabredet. Den beiden habe ich dann eine Führung durch das Schiff gegeben, bevor wir noch einmal zum Dinner (die letzten beiden Gläser Wein...) und Eis essen downtown waren.

Heute morgen um acht Uhr ging es dann los. Wir wurden von zwei Schleppern gedreht und fuhren dann südlich der Nordinsel, die voller Militär ist (Fluzeugträger, Zerstörer, Flugzeuge, selbst ein U-Boot tauchte neben uns auf), in den Pazifik. Dabei gab es erstaunlich viele Tiere zu sehen, Seehunde, Pelikane, ein Wal, hunderte von Delphinen und sogar ein Hai. Ich habe soviel wie möglich gefilmt. Allerdings war es saukalt, und nach einiger Zeit waren alle nach drinnen gegangen, um sich mit einem Kaffe aufzuwärmen.

Hektik ist nun nicht angesagt. Wir werden etwa 7 Tage fahren, bis wir an unserer ersten Probenahmestellen in der Nähe des Äquators ankommen werden. Immerhin müssen wir schon die 'Initial reports' vorbereiten, in denen alle geplanten Methoden und Medien aufgelistet sein werden.

So viel erst einmal für heute - viele liebe Grüße an alle!

Heribert